- Geschichte der Chinesischen Medizin
- Was können Sie von der CM erwarten?
- Wie kann die CM feststellen, was das Richtige für mich ist?
- Grundlagen der CM
- Anwendungsbereiche
- Quellen
- CM - Quo vadis?
Geschichte
Die Chinesische Medizin ist kein einheitliches System sondern eine über Jahrtausende hinweg überlieferte Volksmedizin aus Asien. Als Sammelbegriff dieser Heilmethoden wurde die Bezeichnung Traditionelle Chinesische Medizin etabliert, obwohl es richtigerweise „ostasiatische Medizin“ genannt werden sollte, da die Herkunft nicht auf chinesisches Staatsgebiet beschränkt ist.
Die TCM ist die größte Naturheilkunde der Erde. Es gibt keine traditionelle Medizin mit einer längeren Geschichte. In der CM ist man stolz auf eine über Jahrtausende ungebrochene Tradition zurückgreifen zu können. Die CM ist ein vollständiges medizinisches System. Entgegen der oft kolportierten Meinung ist die CM nicht nur als komplementäre Medizin oder bei chronischen Krankheiten sinnvoll. Bei akuten Erkältungskrankheiten, Infekten und Entzündungserkrankungen ist sie eine rasche und effektive Alternative zur Schulmedizin. Die Stärken der CM liegen vor allem in der Behandlung von so genannten funktionellen Krankheiten, bei denen mit westlichen Methoden noch keine strukturellen Veränderungen zu erkennen sind.
Therapiemethoden
Zu den therapeutischen Verfahren der Chinesischen Medizin zählen vor allem deren Ernährungsberatung, Kräutertherapie sowie Akupunktur (Akupressur), Schröpfen und Moxibustion. Zusammen mit den Massagetechniken wie Tuina Anmo, Shiatsu, mit Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan spricht man von der 5-Säulen Therapie.
Was können Sie von der TCM erwarten?
Zunächst eine umfassende Anamnese Ihrer Symptome und Krankheitsmuster, sowie eine grundsätzliche Aufklärung über das Wesen von Getränken und Nahrungsmitteln und deren Zubereitung und Wirkung auf Ihre persönliche körperliche Verfassung. Möglicherweise erhalten Sie eine Empfehlung für chinesische oder westliche Kräuter, mit denen Sie einen Tee (Dekokt) zubereiten können. Eventuell wird Ihnen eine Behandlung mit Moxa-Zigarren, Schröpfgläsern oder Akupunktur/Akkupressur angeboten. Selbstverständlich erhalten Sie auch Informationen über sinnvolle weiterführende Therapien im Rahmen der Naturmedizin (Akupunktur, Tuina, Qigong, Shiatsu, Meditationstechniken, ...).
Die Therapie mit Kräutern (und Substanzen) ist neben der Ernährung die wichtigste Therapieart in der CM. Ein guter Therapeut besitzt ein detailliertes Wissen über mindestens 250 Substanzen. In der CM sind ca. 2000 Substanzen (Mineralien, Tierprodukte, Kräuter...) klassifiziert. Sämtliche Kräuter werden nach Geschmack, thermischer Eigenschaft, Meridian-/Organbezug, spezieller Wirkung und Indikation unterschieden und bei der Zusammenstellung einer Rezeptur entsprechend als Kaiser-, Minister-, Assistenten- und Boten/Botschaftskräuter eingesetzt.
Wie kann die CM überhaupt feststellen was für mich das Richtige ist?
Jeglicher Empfehlung geht eine ausführliche Anamnese voraus, in der nach traditioneller Praxis Ihre Symptome und Muster, Ihre Krankheiten, Haltung, Gesicht, Puls, Zunge, Abdomen, Geruch und Aussprache beurteilt werden. Die Zunge ist ein Spiegel Ihrer inneren Organe und gibt je nach Form, Farbe, Belag, Bewegung, usw. Rückschlüsse über Ihre Disharmonien. Die Pulsdiagnose ist eine Kunst, die lange geübt werden muss. Es können 28 Pulsarten an 9 Positionen jeweils an beiden Handgelenken gemessen werden. Große Meister der CM konnten nur Aufgrund der Pulstastung die richtige Behandlungsstrategie finden. Nach der entsprechenden Diagnose bringt der Arzt die Informationen in Bezug auf das physiologische Grundgerüst der CM.
Grundlagen der CM
Das Heilsystem, das als Entsprechungsmedizin bezeichnet werden kann, beruht auf der Vorstellung, dass die Phänomene der sichtbaren und der unsichtbaren Umwelt in gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Alle Phänomene bilden sich auch in unserem Körper und Geist ab und stehen in wechselseitiger Abhängigkeit zur Umwelt.
Ältere Konzepte, wie u.a. der taoistische Einfluss oder die schamanistischen Lehren, können vom späteren naturheilkundlichen Ansatz unterschieden werden. Naturkundliche- und Entsprechungsphilosophien wurden zusammen zu einem zunehmend detaillierten System entwickelt. Daraus entstanden Yin-Yang-Lehren, die Theorie der Fünf-Elemente-Wandlungsphasen und der 6-Schichten.
Anwendungsbereiche
Die Chinesische Medizin mag auf uns fremdartig und widersprüchlich wirken. Begriffe wie „Leber Qi-Stagnation oder „Blut-Trockenheit“ klingen oft sehr fremd. Dennoch: Immer mehr Menschen akzeptieren die CM, weil es ein nicht auf einen Krankheitsbegriff reduziertes System darstellt. Oft stellen sich Erfolge ein, wo schon eine lange und fruchtlose Odyssee durch schulmedizinische Praxen und Krankenhäuser absolviert wurden. Die CM wird im Westen zunehmend wichtiger, nicht nur wegen Ihrer Erfolge sondern weil es auch den Mensch hilft sich und die Umwelt besser zu verstehen und mit den Einflüssen umzugehen.
Ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung leidet an chronischen Krankheiten wie Neurodermitis, Asthma, Rheuma, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Müdigkeit, Verdauungsstörungen, Schlafstörungen, Kältegefühle, Depressionen, usw. Diese PatientInnen müssen ein Leben lang mit ihrer Krankheit umgehen. Nach westlichen Maßstäben haben sie höchstens Aussicht auf Linderung, nicht aber auf Heilung. Diese Befindlichkeiten fallen oft unter den Begriff „Bagatellkrankheiten“ und können nicht oder nur mit erheblichen Nebenwirkungen medikamentös behandelt werden.
Genau bei diesen Störungen, die nicht richtig mess- und greifbar sind, ist die westliche Medizin trotz moderner Diagnoseverfahren und Medikamenten, der Chinesischen Medizin unterlegen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass Krankheiten bei verschiedenen Menschen unterschiedlich auftreten, schenkt die CM dem Patienten und der Patientin große Beachtung. Nicht der Virus oder das Bakterium, etc. ist wichtig, sondern das Milieu, in dem er sich aufhält beziehungsweise was der individuelle Körper damit macht.
Das Terrain ist der Mensch selbst - mit all seinen Organen, Substanzen, Emotionen, Denkweisen, Träumen und Eigenheiten stellt jeder Mensch für sich eine eigene individuelle Entsprechung und Symptomatik dar.
Quellen
Das Wissensgut der chinesischen Kräuterheilkunde wurde erst mündlich überliefert und erst später in Büchern übertragen. Die ältesten medizinischen Grundlagenwerke haben oft unbekannten Ursprung oder werden Kaisern oder erleuchteten Personen zugeschrieben. Bekannt sind das Shennong ben cao jing, ein Pflanzenheilkundewerk, und das Huangdi Neijing, eine ausführliche Darstellung sowohl der Diagnose- und Therapieverfahren, als auch der Akupunktur. Etwa 200 n.Chr. entstand aus den Grundlagen des Tang Ye Jing das Shang Han Lun und Jin Gui Yao Lue. Diese Schriften gingen verloren und wurden erst in den 70er Jahren in den Höhlen von Dun Huang wiedergefunden. Diese gelten als die ältesten und wichtigsten klinischen Abhandlungen der Medizingeschichte überhaupt.
CM – Quo Vadis?
Heut haben sich die Lehren der CM außerhalb Chinas zwar schnell und stark verbreitet, jedoch nicht immer ohne ihre Grundsätze und Ursprünge zu verlieren. Aus einem geordneten System ist im Laufe der Zeit ein kunterbuntes Konglomerat aus teils widersprüchlichen Ideologien geworden. Der Einsatz von Kräutern wird beschränkt und die Einnahme via Pillen und Fertigpräparaten verwässert und industrialisiert. Akupunktur wird oft als „Kochbuchmethode“ angewendet, ohne die wahren Grundlagen verstanden zu haben.
So haben sich in den letzten Jahren grob zwei Lager etabliert:
Im Wesentlichen unterscheidet man die Strömung der modernen TCM und die Strömung der klassischen Chinesischen Medizin. Erstere ist der wissenschaftlich geprägte Zweig, der heute vor allem in China aber auch im Westen großräumig unterrichtet und angewendet wird. Diese Schule bezieht sich auch auf altes Wissen wie dem Huang Di Nei Jing und dessen Entsprechungsleere, aber auch auf jüngeres Wissen und versucht moderne pharmakologische Untersuchungen und Statistiken in das bestehende System zu integrieren. Die Kritik bildet hier die Unübersichtlichkeit und den Verlust der Wurzeln der Chinesischen Medizin.
Dem Gegenüber steht die Schule der klassischen Chinesischen Medizin. Diese bezieht sich ausschließlich auf Grundlagenwerke, wie dem Shennong ben cao jing und vor allem auf die Werke, die von Zhang Zhong Jing (Shang Han Lun und Jin Gui Yao Lue) zusammengefasst wurden. Die KCM (Klassische Chinesische Medizin) ist keine Entsprechungsmedizin sondern hat eher schamanistischen Ursprung. Der Schwerpunkt liegt hier nicht auf einem philosophischem Konzept sondern auf aufsgefeilten, streng geregelten Behandlungsstrategien und Rezepturen.
Diese Schule bezeichnet sich als den kanonischen Zweig der CM.
TherapeutInnen der klassischen Schule arbeiten beispielsweise mit hauptsächlich standardisierten Rezepten für bestimmte diagnostische Krankheitsbilder. Die KCM ist durch die alten, kryptischen Schriften schwer zu erlernen und nur durch einen Lehrer der Linie vermittelbar. Der letzte große Meister dieses Systems war Tian Heming, er lebte und arbeitete in Chengdu außerhalb der etablierten Medizinischen Klasse. Seinem unvergleichliche Stil, seinen Erfolgen und wohl auch inspirierenden Lebensweise haben wir zu verdanken, dass diese Linie, auch Dank seinen Schülern, weiterlebt.