Die Wissenschaft der chinesischen Ernährungslehre reicht tausende Jahre zurück und ist die Grundlage der Chinesischen Medizin. Eine Trennung zwischen Kräutermedizin und Nahrungsmittel gibt es nicht, beide Bereiche werden als Medizin verstanden und angewendet. Man kann es drehen und wenden wie man will: Ohne entsprechende Ernährung gibt es keine Gesundheit.
Im Dschungel der westlichen Ernährungswissenschaften versteht sich die chin. Ernährungslehre als zeitloses Denkmodell mit flexiblen Anpassungsmöglichkeiten an konstitutionelle Vorgaben. Die Anwendungsmöglichkeiten beschränken sich nicht auf Inhaltsstoffe oder Zusatzstoffe, die eine globale Wirkung versprechen, sondern schöpfen aus dem reichen Fundus „normaler“ Lebensmittel aus unserer Klimazone, abgestimmt auf unsere Lebessituation und Konstitution. Entgegen anderer Lehrmeinungen kann eine TCM-Ernährungsempfehlung aus wenigen und einfachen Lebensmittel bestehen, da wir davon ausgehen, dass nicht alle Lebensmittel für alle Menschen geeignet bzw. sogar schädlich sind. Es gilt somit, den für uns richtigen Teil der Nahrungsmittel und Kochmethoden zu finden.
Der Wissensschatz über unsere Nahrungsmittel reicht von Erkenntnissen über thermische Wirkungen (heiß, warm, neutral, kühl, kalt), Organwirkungen (Funktionskreise), Wirkrichtungen (nach oben, nach unten, nach innen, nach außen, zentripetal, zentrifugal), bis hin zu den Geschmackseigenschaften (süß, scharf, salzig, fad, adstringierend, sauer, bitter).
Scharf zerstreut und seine Bewegung ist nach aussen, es befreit die Oberfläche. Süß harmonisiert und entspannt (dämpft) und seine Bewegung ist aufsteigend, daher tonisiert es den mittleren Erwärmer. Bitter ist ausleitend und lässt sinken, es vertreibt Überschüssiges. Sauer sammelt und seine Natur adstringierd. Bland/Fad regelt das durchsickern und seine Natur ist Wasser zu lösen, es klärt durch Trennung. Salzig wirkt aufweichend und lässt absinken, es löst Stagnation.
jingyue quanshu, chapter 11
Die Kunst der Behandlung mit Nahrungsmitteln hat nichts mit dem sturen Befolgen von Geboten und Verboten oder dem auswendig Lernen von Nahrungsmitteltabellen, oder gar Zählen von Kalorienlisten zu tun, sondern fußt auf individueller Therapie für jeden konstitutionell und konditionell einzigartigen Menschen in Einbindung der Neigungen und Symptome, des Alters und des Zyklus der Jahreszeiten.
Die Kenntnisse über jedes Nahrungsmittel sind wichtige Bausteine im Gesamtgefüge der chinesischen Medizin und ermöglichen einen gezielten therapeutischen Einsatz für jeden Menschen mit individuellen Ursachen von Symptomen.
„Sauer reist zur Leber, scharf wandert zur Lunge, bitter wirkt auf das Herz, salzig geht zu den Nieren und süß betritt die Milz ..."
Huangdi Neijing, einfache Fragen (Su Wen) Kapitel 23
Was kann eine TCM-Ernährungsempfehlung für Sie bringen?
Die Steigerung Ihres psychischen und physischen Wohlbefindens, ideales Gewicht und gutes Aussehen. Die Bandbreite umfasst sämtliche Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen sowie die Früherkennung von Symptomen.
Worin liegt der Vorteil einer Ernährungsberatung nach CM gegenüber herkömmlichen Ernährungsempfehlungen?
Ohne die Stärken und Schwächen anderer Behandlungsverfahren bewerten zu wollen, bin ich davon überzeugt, dass die chinesische Ernährungslehre die umfassendste, älteste und ganzheitlichste Sicht auf die Ernährung und deren Auswirkungen auf den einzelnen Menschen darstellt. Es gibt keine Naturheilkunde, die mehr Wissen über Nahrungsmittel und Kräuter hat, als die CM.
Es gibt nur einige wenige globale Ernährungsempfehlungen, die Kunst der Diätetik liegt in der Erkenntniss, dass für jeden Menschen eine individuelle Empfehlung notwendig ist. Was für den Einen gut ist, kann für den Anderen schlecht sein.
Jedes Nahrungsmittel bringt eine entsprechende Thermodynamik mit sich. Wurstwaren und Fleisch bilden die obere Grenze, Getreide ist eher neutral, Gemüse, Salat und Rohkost bildet die untere Grenze.
Die Grundthermik der einzelnen Nahrungsmittel kann mit der enstprechenden Kochmethode verändert werden. Scharfes würzen "yangisiert", während ein Kochen im Wasserbad die Nahrungsmittel eher "yinisiert".
Generell gesprochen kann der Geschmack eines Gerichtes oder eines Nahrungsmittels bereits sehr viel über die Thermik aussagen. Gehen wir von einer "gesunden" Konstition aus, lautet die Empfehlung sich thermisch neutral und aus allen 5 Geschmackrichtungen zu ernähren.
"Wenn die Leber begehrt sich zu streuen, iss schnell etwas scharfes das sich sich verteilen kann, weil das scharfe die Leber tonisiert (den Wind anfacht) und saures sie mässigt (sediert).
Wenn das Herz begehrt, weich zu sein, iss schnell etwas salziges, um es weich zu machen, weil das salzige das Herz tonisiert und Süss es sediert.
Wenn die Milz moderiert (bremsen, lindern, beruhigen) werden will, iss schnell etwas süsses, um sie zu moderieren weil die Milz mit süssem tonisiert und mit bitterem sediert wird.
Wenn die Lunge begehrt sich zu adstringieren, iss schnell etwas saures, um zu sammeln, weil das sauer die Lunge tonisiert und das scharfe die Lunge ausleitet.
Wenn die Niere gefestigt werden will, dann iss schnell etwas Bitteres um sie zu konsolidieren, weil die Niere mit bitterem tonisiert und mit salzigem ausgeleitet wird.Huangdi Neijing, einfache Fragen (Su Wen) Kapitel 22
Soll ich als „gesunder“ Mensch einen TCM-Ernährungsberater aufsuchen?
Ja. Die TCM Diätetik ist (auch) eine prophylaktische (vorsorgende) Praxis und zeigt dort ihre größten Stärken. Der Therapeut muss nicht erst warten bis Symptome und Beschwerden auftreten.
Was ist falsch an unserer Ernährung im Westen?
- krank durch zu viel
- denaturierte Lebensmittel (Gentechnik, Bestrahlung, Lagerung, Umweltverschmutzung
- zu wenig frische Lebensmittel (Tiefkühlkost, Fertigprodukte, Cook & Chill...)
- falscher Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme
- zu wenig gekochtes Essen
- zu viele Milchprodukte, glutenhaltige Getreide (Weizen)
- zu wenig Augenmerk auf individuelle Vorgaben
Die 5 Geschmäcker: Zuordnung und Wirkung (Beispiele)
Holz | Feuer | Erde | Metall | Wasser |
---|---|---|---|---|
Wind |
Hitze Artischocke |
Feuchtigkeit Karotte |
Trockenheit Rettich |
Kälte Miso |
Die Organuhr bestimmt die aktiven und passiven Phasen der CM-Organsysteme. Beispielsweise ist der Magen von 7:00 - 9:00 vormittags am aktivsten, während er abends zwischen 19:00 - 21:00 am passivsten tätig ist. Die Organuhr hilft uns, unseren Tagesrhythmus an die vorgegebenen Zyklen anzupassen.
Wie kann ich schnell und unkompliziert einen kurzen Einblick in die Grundlagen der TCM-Diätetik gewinnen?
Es steht mittlerweile eine Reihe von Literatur darüber zur Verfügung. Es empfiehlt sich jedoch eine professionelle Beratung um Ihren Konstitutionstyp festzustellen und Sie auf die wesentlichen Punkte zu sensibilisieren.